Archiv

2019


Jubiläum in Jamlitz:

Bundesjugendministerin Franziska Giffey würdigte 10 Jahre ehrenamtliches Engagement von und für Straßenjugendliche

Im Bahnhof Jamlitz haben sich vor etwa 10 Jahren Mitarbeiter und Freunde von KARUNA auf den Weg gemacht das alte Bahnhofsgebäude wiederzubeleben. Mit viel Unterstützung aus der Region von Unternehmen und Anwohnern sowie aus dem Umfeld vom Jugendhilfeverein KARUNA aus Berlin ist das „Justus-Delbrück-Haus I Akademie für Mitbestimmung Bahnhof Jamlitz“ mittlerweile ein lebendiger Ort in der Region geworden. Der „Bahnhof“ ist vorübergehendes Zuhause für Jugendliche und junge Erwachsene, die am gesellschaftlichen Abseits leben. Zu ihnen gehören die Jugendlichen von MOMO – the voice of disconnected youth der Jugendinitiative für entkoppelte und obdachlose Jugendliche. 

An diesem Tag löste Franziska Giffey ihr Versprechen ein, die MOMOs – wie sie sich selbst nennen – im Bahnhof Jamlitz zu besuchen, ihnen zu zu hören und gemeinsam mit Hilfe ihrer Erfahrungen nach Lösungen für die verschiedenen Probleme zu suchen. Auch lud sie die Jugendlichen erneut zur Mitwirkung an der Reform des Kinder- und Jugendhilferechts ein.

An diesem Tag kamen natürlich auch die MOMOs selbst zu Wort. Pinky, Habib, Trietze und Flo waren eigens aus dem gesamten Bundesgebiet (NRW, Hamburg, Berlin) angereist und sprachen über ihre eigenen Erfahrungen mit dem Bahnhof. Der Bahnhof ist unser zu Hause. Wir können uns hier treffen, besprechen und uns organisieren. Unser Ziel ist die Veränderung der Jugendhilfe zum Besseren und wir werden ungeduldig: „Wir wollen nicht mehr warten, nicht mehr ruhig bleiben, fragen und betteln, denn die Probleme sind real. Wir wollen sichtbare, nein fühlbare Veränderung, denn wir sind viele und wir sind eure Zukunft. Unsere Angst, unser Schmerz und unsere Probleme sind real“ so Trietze aus Hamburg. „Wir alle müssen verstehen, dass jeder Mensch, ob groß oder klein, sauber oder dreckig, mit oder ohne Zuhause wertvoll ist.“


2017


Gedenken an Justus Delbrück

Am Samstag, dem 25. November 2017, wurde im Justus Delbrück Haus, der Akademie für Mitbestimmung, Bahnhof Jamlitz, die Dauerausstellung zu Justus Delbrück (25.11.1902 – 23.10.1945) feierlich eröffnet. Dazu waren Hans-Jürgen Delbrück, Sohn von Justus Delbrück, und dessen Jugendfreunde angereist.
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Artikel vom 10.10.2017 in de Lausitzer Rundschau:

Zurück in die Goldenen Zwanziger
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Mo. 21.3.2017- Heute gab es am Bahnhof Jamlitz mit allen LANDEINWÄRTSler*innen den ersten Frühjahrsputz in diesem Jahr. Wer nicht draußen arbeitete, half drinnen in der Küche Kevin beim Backen seiner ersten Schwarzwälder Kirschtorte! Danke an euch allen fürs Mitmachen und Spaßhaben!


Presserklärung zur Veröffentlichung der Hilfefinder-App MOKLI, die von KARUNA in Zusammenarbeit mit Ubilabs und Google entwickelt wurde:

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Presseerklärung.MOKLI-Help.pdf
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Hier die Sendung "Stein und Anstoß" von RBB Kulturradio mit einem Interview mit Flo
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2016

Straßenkinder beraten Bundesregierung!


Die Ständige Vertretung der Straßenkinder in Deutschland und das Justus Delbrück Haus | Akademie für Mitbestimmung Jamlitz nehmen Teil am Bürgerdialog "Gut Leben in Deutschland - Was uns wichtig ist" - Eine Initiative der Bundesregierung
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Artikel in der MOZ 
zu Hörbuch und Audiopfad über das historische Dorf Jamlitz, die im Justus Delbrück Haus erstellt wurden.
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Impressionen vom letzten Vorbereitungstreffen für die 2. Konferenz der Straßenkinder (Fotos: Babette Brühl)

Jugendliche aus verschiedenen Städten Deutschlands gründeten am Wochenende im Justus Delbrück Haus, der KARUNA Akademie für Mitbestimmung die Jugendinitiative MOMO Voice of disconnected Youth.


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Artikel in der Lausitzer Rundschau: "Haltepunkt für Straßenkinder - Im Justus-Delbrück-Haus in Jamlitz lernen Jugendliche Selbst- und Mitbestimmung

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2015


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Berliner.Kurier.K18_19-11-report.pdf
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"Nachschlag für das Delbrück-Haus"

Jamlitz (MOZ) Die Betreiber des Justus-Delbrück-Hauses in Jamlitz haben ein neues Jugendhilfeprojekt vorgestellt.Dieses wird von der Stiftung Drosos finanziell unterstützt. Die Stiftung hilft auch bei dem restlichen Ausbau des ehemaligen Bahnhofes.
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2014


Vom 5.-7.12.2014 trafen sich über 30 junge Menschen mit dem Lebensmittelpunkt Straße im Justus Delbrück Haus | Akademie für Mitbestimmung Bahnhof Jamlitz. 3 Tage lang wurde der 1. Bundeskongress der Straßenkinder ausgewertet und der Große Bundeskongress der Straßenkinder 2015 in Berlin vorbereitet. Die Jugendlichen waren wieder mit großen Enthusiasmus und vielen guten Ideen dabei. Sie beschlossen auch, die Ständige Vertretung des Bundeskongresses der Straßenkinder in der Politik zu gründen, die somit an diesem Wochenende die Arbeit aufgenommen hat.
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1. Sonntagsmatinée

Am Sonntag dem 10. August 2014 fand im Justus Delbrück Haus | Akademie für Mitbestimmung die 1. Jamlitzer Sonntagsmatinee statt. Ca. 100 Besucher feierten auf einer tollen Veranstaltung die "Bardomaniacs"
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2013


Dienstag, 1. Oktober 2013 - Straßenkinder in Deutschland gehören zu einer nahezu unbeachteten, strukturell absolut vernachlässigten Gruppe von Mädchen und Jungen. Frühzeitig werden sie durch das Schulsystem ausgeschlossen. Auch die Jugendhilfe sieht keine passgenauen Hilfen vor. Somit existieren ca. 20.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland ohne festen Wohnsitz, weggelaufen von zu Hause, geflohen vor Gewalt und sexuellen Missbrauch. 

Um die Situation nachhaltig zum Besseren zu wenden, wurde das Justus Delbrück Haus | Akademie für Mitbestimmung in Brandenburg gegründet. Dafür erhielt KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e. V., als Initiator der Akademie, eine langjährige Förderung durch die Walter Blüchert Stiftung. Das Justus Delbrück Haus dient dazu, betroffenen Jugendlichen die Möglichkeit zu geben, sich zu treffen und zu organisieren um sich dauerhaft, sozialpolitisch Gehör zu verschaffen. . Mit einer Pressekonferenz in der Landesvertretung von NRW in Berlin, präsentierten sich Straßenkinder aus der Hauptstadt sowie Prominente, darunter die Schirmherrin des KARUNA e.V., Hannelore Elsner, der Fotograf und Botschafter von KARUNA Jim Rakete, Herr Delbrück, Sohn von Justus Delbrück, Bildungsexperte Prof. Dr. Klaus Hurrelmann sowie der Vorsitzende der Walter Blüchert Stiftung Prof. Dr. Gunter Thielen der Öffentlichkeit um den Beginn der politischen Arbeit von Straßenkindern in Deutschland bekanntzugeben. So wurde mitgeteilt, daß im September 2014 der 1. Bundeskongress von Straßenkindern aus Deutschland in Berlin einberufen wird, an dem 170 Mädchen und Jungen, deren Lebensort die Straße ist, sich versammeln, um über ihre Lebenssituation zu sprechen und Ministerien und Politiker zu diesem Kongress einzuladen... Fotos ansehen...

Worte von Hannelore Elsner auf der Pressekonferenz zur Situation von Straßenkindern in Deutschland am 1.10.2013 in Berlin 

 

Liebe Ari, lieber Gregor und all die anderen Jugendlichen, sehr

geehrte Frau Kramen sehr geehrter Herr Thielen, lieber Jim

Rakete, sehr geehrter Herr Delbrück, liebe Annett Quint, sehr

geehrter Herr Albert-Seberich...

Was für eine Freude. Endlich nun habt lhr, liebe Jugendliche

eine eigene Bildungsstätte, das Justus Delbrück Haus, die

Akademie fur Mitbestimmung, in dem Ihr Euch treffen könnt, ein

Haus der Begegnung und der Bildung in Brandenburg für alle

Jugendlichen, bundesweit, die ihren Lebensort auf der Straße

hatten oder haben und die Ihr oft fernab einer schützenden

Familie groß werden musstet.

Was Ein-zu-Hause-haben bedeutet, wissen diejenigen

vielleicht, die eins haben und sucht Ihr die Ihr nicht in seiner

Geborgenheit groß wurdet.

 

Juliane, 17 Jahre alt, sie lebte viele Jahre auf der StraBe in

Köln, beschreibt ihren Wunsch und ihre Sehnsucht so:

 

Zu Haus ist für mich:

Ein Raum, in dem ich mich nicht eingesperrt fühle.

Wo mich keine Mauer zu erdrücken droht.

Wo die Seele Wände hat,

die sie aber nicht aufhalten.

Wo Gedanken Resonanz spüren, 

aber keinen Widerstand.

Wo der Körper Ruhe findet,

aber keine Gefangenschaft.

Wo ich kommen und gehen kann

mit dem Wissen,

dass mir alle Türen offen bleiben.

Wo ich Ich bin

und doch nicht alleine,

weil ich dort all meine Masken gleichzeitig leben kann

und mich trotzdem erkenne.

Wo mir Flügel wachsen

und Wurzeln,

aber nichts von Beidem mich aufhält oder hindert.

Wo meine Worte leben,

ohne Urteile und Maßregelung.

Wo ich Regeln und Anerkennung finde

und doch keine Bevormundung.

Wo ich für mich bin,

ohne zu vereinsamen.

Dort, wo ich schlafen kann

mich in Träumen verlaufe

ohne den Weg zur Realität zu verlieren.

Wo mein Schmerz schreit,

und die Freude tanzt,

die Freiheit leben kann,

ohne Angst vor Flaschen und Korken.

Wo der Mensch in mir seinen Verstand gebraucht,

ohne den lnstinkt und das Gefühl zu verlieren.

Wo das Kind in mir

dem Erwachsenen das Spielen lehrt.

Zu Hause ist, wenn ich leben und atmen kann.

 

Juliane und all den anderen Jugendlichen, die Ihr das Justus

Delbrück Haus bereits besucht habt oder es zukünftig

besuchen werdet, wünsche ich das, was sich Juliane aus KöIn

wünscht. Das Justus Delbruck Haus wird Euch nicht ersetzen

können, was Euch vielleicht in Eurer Kindheit genommen wurde

aber es ist ein Haus, ein geschützter Ort, in dem Ihr euch treffen

könnt, von wo aus Ihr Initiative ergreift, Euch einmischt. Lernt,

diskutiert, versammelt Euch und vertretet Eure und die Rechte

der anderen!


Ansprache von Hans Jürgen Delbrück, Sohn des Widerstandskämpfers gegen das Hitlerregime Justus Delbrück,  auf der Pressekonferenz zur Situation von Straßenkindern in Deutschland am 1.10.2013 in Berlin

Liebe Jugendliche, sehr geehrte Damen und Herren, liebe Freunde von KARUNA! 

Ich grüße Sie alle sehr herzlich!

 

Der Film hat gezeigt, was wir gemeinsam, Ihr und wir mit dem Justus Delbrück Haus erreichen wollen. 

Ich appelliere daher eindringlich an die vielen Kinder und Jugendlichen in Not:

Um Eurer selbst Willen: sagt Ja zu einem Wandel Eurer Lebenssituation! Wer Ja sagt ist überzeugt, hat sich entschlossen einen ersten Schritt zu tun!

Wendet euch an Menschen und Einrichtungen, die Euch dabei unterstützen, wieder Selbstvertrauen  finden! 

Menschen, die mit euch auf Augenhöhe sprechen und dafür sorgen, dass eure Erfahrungen ernst genommen und öffentlich gemacht werden - so wie in der Akademie für Mitbestimmung. 

Sie ist nach meinem Vater Justus Delbrück benannt – ein Widerstandskämpfer gegen die Nazis im Dritten Reich. 

Mit geprägt von den Erlebnissen und menschlichen Schicksalen als Folge des 1.Weltkrieges wuchs mein Vater 

in einem Haus auf, in dem ein liberaler unabhängiger Geist herrschte. Auch Wiederspruch wurde akzeptiert. Es gab kein “Tu, was ich dir sage!“ 

So konnte er als Jugendlicher mit langem Haar und löcherige Hosen barfuß durch Berlin laufen. Am meisten freute er sich, wenn er als Laufbursche angesprochen wurde. -  Er wollte über den Tellerrand hinaussehen, erleben und verstehen.

Die feierliche Abiturfeier ließ er, in Verachtung aller Formen, sausen. Noch am selben Tag reiste er in der 4.Klasse per Bahn Richtung Dortmund, um sich als Bergmann das Studium zu finanzieren und selbst zu erfahren, wie die körperlich arbeitenden Menschen leben, denken und fühlen. 

Eine Erkenntnis aus dieser Zeit, die er auch an uns Kinder in seinen Abschiedsbriefen weitergegeben hat, lautet: 

“Ein Mensch, der sich wichtig nimmt, ist unfrei; denn er muss immer aufpassen, dass alle seine Wichtigkeit anerkennen“. 

Als junger Jurist im Staatsdienst weigerte sich mein Vater, in die NSDAP einzutreten. Sein erster Schritt des Widerstandes. 

Später beteiligte er sich an den Attentatsplänen gegen Hitler am 20.Juli 1944. 

Durch das Kriegsende konnte er zwar der Verurteilung durch die Nazis entrinnen; aber er wurde von den Sowjets inhaftiert – verdächtigt als „Mitarbeiter der Abwehr-Organe“. Er verstarb im Speziallager Jamlitz bei Lieberose. 

Die Liebe seiner Frau und Kinder, - das freie Denken und Handeln,  - Glaube und Nächstenliebe, - Verantwortung und Vertrauen - und sein ausgesprochenes Rechtsbewusstsein waren die Quelle seines Lebens. 

Im Gedenken an meinen Vater möchte ich allen Kindern und Jugendlichen in Not – ans Herz legen und Euch bitten: folgendes weiter zu tragen! 

Gebt niemals auf,   -   Glaubt an Euch! 

Gebt Euch eine Zukunft!  -  Und ergreift die Chancen, die wohlmeinende Menschen und Einrichtungen Euch bieten.

Das Justus Delbrück | Haus die Akademie für Mitbestimmung aufzusuchen ist ein erster Schritt um wieder Tritt zu fassen.


Rede von Prof. Dr. Gunter Thielen, Vorstandsvorsitzender, Walter Blüchert Stiftung

Die Kosten der Exklusion

1.10.2013

 

Liebe Frau Elsner,

sehr geehrter Herr Professor Hurrelmann,

lieber Herr Delbrück,

liebe Kinder und Jugendliche von KARUNA,

sehr verehrte Damen und Herren,

 

für wen unser Bildungssystem geeignet ist oder nicht und was der fehlende Zugang zu Bildung bedeutet, hat Professor Hurrelmann gerade eindrucksvoll ausgeführt. 

 

Mich persönlich interessiert deswegen:  Wer von Ihnen ist über 25 Jahre alt und hat studiert? 

Wer von Ihnen ist dazu den „normalen Weg“, also über das Abitur, gegangen?  

 

Und wer von Ihnen hat es über den 2. oder einen sonstigen Bildungsweg geschafft?

 

Das ist nicht verwunderlich, denn das schaffen in der Regel gerade einmal 2% eines Jahrgangs.

 

Und ich glaube, damit wird schon hier im Raum sichtbar, wo die Probleme in Sachen Bildung liegen.  Und es erklärt auch, warum sich die Walter Blüchert Stiftung für das Thema engagiert.  

 

Uns geht es darum, Barrieren zu überwinden.  Denn wir sind überzeugt davon, dass es sich unsere Gesellschaft nicht mehr leisten kann,  den Zugang zu Bildung schwierig, kompliziert und in vielen Fällen sogar hoffnungslos zu gestalten.

 

Wir wollen ein offenes, durchlässiges und flexibles Bildungssystem.  Wir wollen eines, bei dem nicht nur die Kinder des Bildungsbürgertums Chancen haben, sondern auch die, die keine perfekte Biografie haben.  

Die Lücken im Lebenslauf haben.  

Denen niemand erklären will oder kann, wie Schule geht.  

Wie Gymnasium geht.  

Oder wie sozialer Aufstieg geht.

 

Wir wollen keine „institutionelle Segmentierung“, wie sie Professor Hurrelmann gerade beschrieben hat:  für jeden eine Schublade, aus der er vielleicht nie mehr heraus kommt. Damit stellen wir fast jedes fünfte Kind auf ein soziales und gesellschaftliches Abstellgleis – und nehmen ihm die Zukunft.

 

Wir in der Walter Blüchert Stiftung sind überzeugt davon:  Zukunft, die unseren Kindern fehlt,  ist auch Zukunft, die unserem Land fehlt.  Wir können nicht mehr hauptsächlich auf Bildungsmodelle setzen, die vor 200 Jahren entworfen wurden.  Die heutzutage zu kurz greifen. Und die den Anforderungen der globalisierten Welt nicht mehr entsprechen.

 

Jeder fünfte deutsche Schüler bekommt so wenig mit, dass er zum Ende der Schulzeit gerade so viel weiß wie normalerweise ein Viertklässler. Und da nützen auch die Milliarden nichts, die Eltern für Nachhilfe ausgeben.  Oder die Unsummen, die es kostet, hunderttausende  Jugendliche  in Übergangsmaßnahmen ohne Abschluss zu stecken. 

 

Gleichzeitig warnen uns alle Studien vor den Folgen des millionenfachen Fehlens von Fachkräften und Akademikern. Dieses Fehlen ist ein Szenario,  das uns alle betrifft: unseren sozialen Frieden, unseren relativen Wohlstand, unseren Glauben an eine sichere Zukunft.

 

Und doch legt auch die Bundestags-Wahl in der letzten Woche die Vermutung nahe: Kurzfristig wird sich wenig ändern.   Dabei hat jeder das ungute Gefühl, dass Grundlegendes nicht so bleiben kann, wie es ist.  

 

Viele schauen daher zurück und suchen nach Vertrautem, an dem sie sich festhalten können. Zum Beispiel nach dem 3-gliedrigen Schulsystem. Und nicht nach vorne, um mit neuen Ideen um unseren Platz in der Welt zu kämpfen. 

 

Für diesen Blick nach vorne setzt sich die Walter Blüchert Stiftung ein.  Und deswegen unterstützen wir  Modellprojekte wie KARUNA und das „Justus Delbrück Haus“.

 

Wir brauchen einen ganz neuen Bildungsansatz: Der das Lernen durch Erleben und lebenslanges Lernen möglich macht. Bei dem es um das Lernen von Lernen und nicht das Lernen von Wissen geht.  Ein Bildungssystem, das von der Kita – über die  gebundene Ganztagsschule – bis hin zu einem flexiblen dualen Ausbildungssystem – jedem Kind eine Chance gibt. Und zwar unabhängig von Begrenzungen durch Alter, Nationalität, sozialen Status oder Hartz IV Gesetze.  Nur so können wir das erreichen,  was unsere Kinder, unsere Wirtschaft und unser Land in Zukunft brauchen.

 

An KARUNA und dem „Justus Delbrück Haus“  hat mich beeindruckt,  dass es mehr leistet als nur helfen.   Es beweist auch, dass man sowohl durchlässige Systeme als auch Teilhabe vorleben kann – und damit Nachhaltigkeit erzielt.

 

Wenn jemand spürt, dass er wertgeschätzt wird.  Wenn jemand sieht, dass er zu etwas Gemeinsamem beiträgt. Und wenn jemand erfährt, dass er Dinge kann, von denen er früher nicht einmal geträumt hätte - dann wird Zukunft möglich.

 

Wir, die wir uns bei KARUNA und der Walter Blüchert Stiftung dafür einsetzen, dass  die Tür zu Teilhabe auch für Straßenkinder aufgeht: Wir wollen dafür sorgen, dass diese Zukunft greifbar wird:  Für Einzelne wie Ari oder Gregor – die Sie gleich noch kennen lernen werden – jetzt und direkt.

Und für uns und für unser Land in ein paar Jahren, wenn die Zukunft dieser jungen Menschen zur Gegenwart geworden ist. Und diese Gegenwart gut ist.


Rede-Notizen von Prof. Dr. Klaus Hurrelmann

(Hertie School of Governance und Leiter der Shell-Jugendstudie 2002, 2006 und 2010)

 

„Warum so viele Jugendliche am System scheitern“

1.10.2013

 

Klaus Hurrelmann beginnt mit einer Übersicht über die Ergebnisse der Jugendforschung. Demnach kommen fast 80% der Jugendlichen sehr gut mit den heutigen komplexen Lebensbedingungen in unserer Gesellschaft zurecht. Sie können den hochgestochenen Leistungsanforderungen nachkommen und spielen auch auf der Klaviatur der Medien souverän mit. Etwa 20% aber schaffen diese Leistung nicht. Meist sind ihre Elternhäuser nicht intakt und sie geraten schon sehr früh in ihrer Schullaufbahn auf eine abschüssige Route. Sie fahren schlechte Schulleistungen ein und verfehlen sehr häufig den Mindestabschluss. Man kann schätzen, dass eine einmal ungünstige Weichenstellung nur etwa von der Hälfte dieser jungen Leute später ausgeglichen werden kann. Bei der benachteiligten Hälfte häufen sich die Probleme, und es kommt zu einem Aufschaukeln von immer mehr Benachteiligungen.

 

Dem Schulsystem in Deutschland kommt eine zentrale Rolle hierbei zu. Es geht immer noch davon aus, dass die eigentliche Erziehungsarbeit in den Familien zu leisten sei. Die meisten Schulen konzentrieren sich deswegen auf die Leistungserbringung und achten wenig auf die persönlichen Voraussetzungen, die Schülerinnen und Schüler hierfür  mitbringen. Auf diese Weise bleiben viele derjernigen Schülerinnen und Schüler früh im System hängen, die mit schlechten Voraussetzungen aus dem Elternhaus gestartet sind. 

 

Unser Schulsystem unterstreicht diese Tendenzen durch die starke Aufgliederung in Förderschulen und Hauptschulen. Hierdurch entsteht eine institutionelle Segmentierung, die für die Schwachen aus eigener Kraft nicht zu überwinden ist. Das Ganze ist von den Lehrerinnen und Lehrern natürlich nicht beabsichtigt, es sind strukturelle Mechanismen im Bildungssystem am Werk. Und diese Mechanismen werden über Jugendarbeit und Nachbarschaft, über die Familien und die Freundesgruppen nicht mehr wirkungsvoll ausgeglichen. Auf diese Weise kommt es zu der immer stärkeren Abspaltung einer Teilgruppe der jungen Leute, geschätzt etwa 5% eines jeden Jahrgangs.

 

Die persönlichen Folgen dieser Ausgrenzung sind fatal. Wer schon früh in seinem Leben erfahren hat, dass er nicht richtig mithalten kann, verliert sein Selbstwertgefühl. Er verliert auch sein Selbstwirksamkeitsgefühl, weil er verlernt hat, sich aus seiner Situation durch eigene Aktivität heraus zu bewegen. In einer solchen Lage liegt es nahe, sich andere Bezugsgruppen und andere Verbündete für die Gestaltung des weiteren Lebens zu suchen. Meist sind das Jugendliche, die ebenfalls in eine schwierige Lebenslage geraten sind, und damit zieht man sich gegenseitig weiter in den Strudel hinein.

 

Warum also scheitern so viele junge Leute am heutigen gesellschaftlichen System? Weil dieses System sie strukturell missachtet und nichts mit ihren spezifischen Fähigkeiten und Interessen anfangen kann. Weil alles nur genormt und standardisiert sein soll, und jeder aus dem Raster herausfällt, der hiervon abweicht. Zugespitzt lässt sich sagen, weil das gesellschaftliche System unmenschliche Züge hat.

 


Vom 29.01.-01.12.2013 fand in Jamlitz nachfolgend an die RBB Aktion 96h eine weitere Bauaktion statt.

Wieder dabei waren die Maler der Firmen Maler Schulz Jamlitz, Malerfirma Marotzke, die Kollegen der Firma Begert´s Haus- und Gartenservice, die Kollegen der Firma Industrie Elektrik GmbH, die Kollegen der Firma Mroos und Söhne, Lutz und Joshi, der Architekt Stephan Broniecki, Michi und Chris, Birgit und Gunther und die Geschäftsführerin der KARUNA e. V. Gabriela Schützler.

 

Herzlichen Dank an alle die wieder mit grossem Einsatz und guter Laune dabei waren.

Hier die  Zusammenfassung der RBB-Hilfsaktion "zibb96Stunden" zugunsten des Justus Delbrück Hauses | Bahnhof Jamlitz von KARUNA Zukunft für Kinder und Jugendliche in Not e. V.

 

http://www.rbb-online.de/zibb/96_stunden/archiv/96-stunden-vom-14-10-2013/die-zusammenfassung.html


"Märkische Oderzeitung"

Jamlitzer Bahnhof beginnt zu reden

 

Jamlitz (MOZ) Das ehemalige Bahnhofsrestaurant von Jamlitz wurde zur Bühne: Neun Darsteller haben das Hörstück von Christian Seiffert vor knapp hundert Gästen zweimal aufgeführt....

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Klausurfahrt des Schulteams der Montessori Schule Berlin-Buch

 

Das Schulteam der Montessori-Gemeinschaftsschule mit gymnasialer Oberstufe auf Klausurfahrt im Justus Delbrück Haus | Akademie für Mitbestimmung in den frisch sanierten Räumen, im noch lange nicht fertigen ehemaligen Bahnhof Jamlitz. Hier traf sich das  Schulteam für zwei Tage, auch um den Ort kennen zu lernen, wohin es nun bald mit der Klassenstufe 7/8 immerfort gehen wird, um die selbstgewählten Lernaufgaben der Jugendschule (des Erdkinderplans)  mit den großen SchülerInnen  verwirklichen zu können. 
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Aus einem Brief von Hans Jürgen Delbrück an die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Justus Delbrück Hauses Bahnhof Jamlitz:
„Es würde uns glücklich machen, wenn unser Vater, sein Verhalten, sein Lebenslauf und sein demokratisches, im christlichen Glauben eingebettetes Selbstverständnis den jungen Menschen u. a. Standfestigkeit verleiht im Bestreben aus ihrem persönlichen Tief herauszufinden... 

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96Stunden

Zusammenfassender Beitrag zur Aktion "zibb96Stunden" des RBB.


Am Tag der offenen Tür...
des Justus Delbrück Hauses, der Akademie für Mitbestimmung Bahnhof Jamlitz am Samstag, dem 13.04.2013 kamen gut 200 interessierte Anwohner aus den umliegenden Ortschaften, um erstmalig nach Schließung des Bahnhofgebäudes im Juni 1996 ihren ehemaligen Bahnhof wieder in Augenschein zu nehmen. „Wir sind sehr froh, dass dieser Ort wieder mit Leben erfüllt wird und finden die Idee, hier mit Jugendlichen und Kindern zu arbeiten eine feine Sache. So schön war der Bahnhof vorher nie gewesen, auch wenn in der oberen Etage alles noch ausgebaut werden muss. Wir drücken Euch die Daumen und freuen uns, auf eine nächste Einladung“, so eine unmittelbare Nachbarin aus Jamlitz. Eine besondere Überraschung war der Besuch des ehemaligen Soldaten der sowjetischen Streitkräfte, Alexej Belinkow aus Moskau, der anlässlich seines Geburtstages von seiner Familie eine Reise nach Jamlitz geschenkt bekam. Er war bis zum Abzug der sowjetischen Truppen als Soldat in der Umgebung von Jamlitz stationiert. Es kam zu sehr herzlichen Begegnungen zwischen dem ehemaligen Soldaten und den AnwohnerInnen.

Ausstellungseröffnung

 

Anlässlich des 70. Jahrestag der Errichtung des Außenlagers Lieberose des KZ Sachsenhausen wurde am 9. November 2013 die Ausstellung"Gottfried Reichel/Pobershau - Untergang oder Rettung. Zwischen Noah und Auschwitz. Holzskulpturen " im Justus Delbrück Haus Bahnhof Jamlitz eröffnet. mehr...


"Lausitzer Rundschau"-Artikel u.a. zum Justus Delbrück-Haus

 

In dem Artikel "Auf der Straße der Erinnerung" bei Staakow zeigt sich der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Sephan Kramer, beeindruckt über die Arbeit des Justus Delbrück Hauses.

 

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Besuch in Jamlitz

 

Am 14. Oktober 2013 besuchten der Generalsekretär des Zentralrates der Juden in Deutschland, Stephan Kramer, der Kulturstaatssekretär des Landes Brandenburg Martin Gorholt u.a. das Justus Delbrück Haus

 

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Oktober 2013 - Jugendliche mit dem Lebensort Straße aus den Städten Hamburg, Dresden, Gera, Berlin, Essen und ihre SozialarbeiterInnen waren für zwei Tage im Justus Delbrück Haus, der Akademie der Mitbestimmung des KARUNA e.V. im brandenburgischen Jamlitz zusammengekommen, um über Effekte der beschleunigten Gesellschaft und über Partizipation in der Jugendhilfe zu diskutieren. 

Das Treffen fand im Rahmen des Bündnisses für Straßenkinder statt, in dem 26 Einrichtungen für Straßenkinder in Deutschland organisiert sind, um sich fachlich auszutauschen. Es wurde beschlossen, mit prominenter Unterstützung den 1. Bundeskongress von Straßenkindern aus Deutschland ins Leben zu rufen. Fotos ansehen..

Besuch vom KIDS/Hamburg

Vom 15. bis 19. April 2013 waren Jugendliche vom KIDS des Hamburger Vereins ‚Basis und Woge’ im Justus Delbrück Haus zu Gast. Gemeinsam setzten wir uns eine Woche lang mit verschiedenen Aspekten des Themas ‚Demokratie leben und erleben’ aus einander. 
Wir erkundeten den Ort Jamlitz und setzten uns insbesondere mit der Geschichte des KZ-Nebenlagers Lieberose auseinander. Am Mittwoch besuchten wir in Berlin das Denkmal für die ermordeten Juden Europas sowie die dazugehörige Ausstellung. Außerdem stand ein Besuch im Deutschen Bundestag an. Hier ein Eindruck von unserem Besuch:

 

Wir sind...

Während unserer Zeit in Jamlitz waren wir auch in Berlin und haben unter anderem den Bundestagsabgeordneten Prof. Dr. Peter Danckert besucht. Für ein halbstündiges Interview  haben wir Fragen vorbereitet, die uns der Peter sehr ausführlich beantwortet hat. Sein Satz „Wir sind die Volksvertreter“ hat uns zu dieser Toncollage inspiriert, in der alle Beteiligten sich selbst erklären.

Toncollage:

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Wir sind das Volk
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Link zum Video "Jamlitz.Jamlitz"
(Passwort geschützt)

Link zum Video "Die Reise nach Berlin" (passwortgeschützt)


dieverses Material


"Lausitzer Rundschau"-Artikel u.a. zum Justus Delbrück-Haus

 

In dem Artikel "Auf der Straße der Erinnerung bei Staakow" der Lausitzer Rundschau vom Oktober 2013 wird u.a. auch der Vorsitzende des Zentralrates der Juden in Deutschland, Sephan Kramer, mit einem positiven Echo zur Arbeit des Justus Delbrück Hauses zitiert:

 

"Besonders beeindruckt zeigte sich Kramer von den Aktivitäten rundum den einstigen Jamlitzer Bahnhof.

Im dort entstandenen Justus Delbrück Haus werden Kinder und Jugendliche betreut, die von gesellschaftlichen Prozessen der Mitbestimmung und Teilhabe ausgeschlossen sind, beispielsweise Straßenkinder. Dazu finden im Justus Delbrück Haus Seminare statt. Die dem Prinzip "Lernen durch Erleben" folgen. Kramer ließ sich das Konzept des Hauses erläutern. Die Leute, die dort tätig seien, seien sich ihrer Verantwortung bewusst, so sein Resümee. Auch die Mehrheit der Bewohner nähmen das Programm gut an. "Die Menschen machen sich viele Gedanken" hat Kramer festgestellt. Es sei wichtig, die Dorfgemeinschaft in das Projekt einzubinden."


1. Sonntagsmatinée

Am Sonntag dem 10. August 2014 fand im Justus Delbrück Haus | Akademie für Mitbestimmung die 1. Jamlitzer Sonntagsmatinee statt. Ca. 100 Besucher feierten auf einer tollen Veranstaltung die "Bardomaniacs"


Ausstellungseröffnung

 

Anlässlich des 70. Jahrestag der Errichtung des Außenlagers Lieberose des KZ Sachsenhausen wurde am 9. November 2013 die Ausstellung"Gottfried Reichel/Pobershau - Untergang oder Rettung. Zwischen Noah und Auschwitz. Holzskulpturen " im Justus Delbrück Haus Bahnhof Jamlitz eröffnet.

Auf der Veranstaltung ergriffen das Wort: John Rostas Sydney/Australien - mit einem  Bericht über seinen Vater Andy Rosenthal, 1944/45 jüdisch-ungarischer Häftling im Außenlager Lieberose sowie Gianfranco Ceccanei/L'altritalia Berlin - mit einem Bericht über das Leben von Alberto Romeo Salmoni, 1944/45 jüdisch-italienischer Häftling im Außenlager Lieberose. 


Impressionen von der ersten Klassenfahrt der Klasse 7 der Montessori Gemeinschaftsschule Berlin-Buch nach Jamlitz im März 2013.


Klausurfahrt des Teams der Montessori Schule